Hühner und Schafe liegen im Schatten der Photovoltaikmodule, der Zug fährt, gespeist durch grünen Bahnstrom, daneben vorbei. So präsentiert sich bald der Alltag bei der neu errichteten Agri-PV-Anlage der ÖBB in Thalsdorf, Kärnten. Mit diesem innovativen Projekt zeigen die ÖBB, wie eine umweltfreundliche Mehrfachnutzung gehen kann: Hühner und Schafe finden eine Weide- und Futterfläche auf ca. 14 Hektar, gleichzeitig wird die Fläche mit 19.000 Photovoltaikmodulen im Ausmaß von 6 Hektar ausgestattet. Diese neue Solaranlage wird in Zukunft rund 16 GWh Energieertrag pro Jahr liefern. Zudem tragen umfangreiche Naturschutzmaßnahmen, wie etwa das Setzen von Bäumen und die Bepflanzung von Blühstreifen mit regionalem Saatgut, zu mehr Biodiversität bei.
Agri-Photovoltaikanlage für grünen Bahnstrom
Als eines der größten Klimaschutzunternehmen Österreichs sparen die ÖBB mit den Schienenverkehrsleistungen jährlich rund 3,5 Millionen Tonnen CO2. Ein wesentlicher Beitrag ist dabei der Einsatz von erneuerbarer Energie für die Versorgung der Züge und Betriebsanlagen. Für mehr Unabhängigkeit wollen die ÖBB bis 2030 den Eigenversorgungsgrad mit grünem Bahnstrom auf 80% steigern, im Gebäudebereich sogar auf 67%. Dabei setzen die ÖBB auch auf Innovationen wie in Thalsdorf.
Die Photovoltaikanlage erbringt einen Jahresenergieertrag von über 16 GWh – das entspricht in etwa 4.000 Fahrten mit dem Railjet von Villach nach Wien. Aufgrund der Nähe zur Bahn kann der produzierte 16,7-Hertz-Bahnstrom direkt in die Oberleitung eingespeist werden. Das bedeutet auch weniger Leitungsverluste. Mithilfe der verwendeten Rammfundamente bleibt die Versickerungsfähigkeit des Bodens gewährleistet, und die Anlage kann nach Ablauf ihrer technischen Lebensdauer rückstandsfrei abgebaut werden. Die Hühner und Schafe fühlen sich gleichzeitig unter den schattenspendenden Modulen sehr wohl.
Hühner und Schafe finden eine Weide- und Futterfläche auf ca. 14 Hektar, gleichzeitig wird die Fläche mit 19.000 Photovoltaikmodulen im Ausmaß von 6 Hektar ausgestattet. Fotos: ÖBB/Waschnig, ÖBB/WeXplore
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler zur ersten Agri-PV-Anlage für Bahnstrom: „Agri-PV Projekte verbinden zwei wunderbare Dinge, die unser schönes Land ausmachen: Die Energiewende und unsere heimische Landwirtschaft. Die ÖBB zeigen mit ihrer ersten Agri PV-Anlage im schönen Thalsdorf, wie wir die Sonnenkraft nutzen können und gleichzeitig die Landwirtschaft davon profitiert. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die ÖBB sparen Energiekosten, indem Grünstrom für die Bahn erzeugt wird, und zusätzlich leisten sie einen Beitrag für die Landwirtschaft und Biodiversität.“
Johann Pluy, Vorstand der ÖBB-Infrastruktur AG, ergänzt: „Seit 2018 setzen wir auf 100% grünen Bahnstrom und versorgen darüber hinaus seit 2019 alle Gebäude, Anlagen und Containerterminals vollständig mit 100% Strom aus erneuerbaren Energien. Wir sind gerne Vorreiter in Sachen Grünstrom und Mobilität, beispielsweise mit der Inbetriebnahme der weltweit ersten Windkraftanlage für 16,7 Hz Bahnstrom im Jahr 2022. Mit dieser innovativen Agri-Photovoltaikanlage in Thalsdorf steigern wir nicht nur unsere Eigenproduktion von grünem Bahnstrom, wir schaffen auch eine positive Doppelnutzung für die Umwelt und Landwirtschaft.“
Landeshauptmann-Stellvertreterin Gaby Schaunig, die sich vor Ort in Vertretung von Peter Kaiser ein Bild des innovativen Energieprojektes machte: „Es sind innovative und nachhaltige Projekte wie diese, die für die Energiewende von Bedeutung sind. Bei der neuen Agri-PV-Anlage der ÖBB bilden Mobilität, erneuerbare Energie und Landwirtschaft eine Symbiose. Die PV-Anlage, die Strom für rund 4.000 Railjetfahrten von Villach nach Wien liefert, ist nicht nur ein Pionierprojekt, sondern auch ein wichtiges Puzzleteil dabei, den öffentlichen Verkehr zukunftsorientiert aufzustellen. All das steht in Einklang mit der Strategie des Landes, Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen und ist auch ein erklärtes Ziel der Kärntner Nachhaltigkeitskoalition.“
Die Energiestrategie der ÖBB
Durch den Ausbau und die Modernisierung der eigenen Wasser-, Solar-, und Windkraftanlagen wollen die ÖBB gemeinsam mit Partnern den Eigenversorgungsgrad beim Bahnstrom von 60% auf 80% und bei den Betriebsanlagen von 11% auf 67% steigern. Außerdem soll die innerbetriebliche Energieeffizienz beispielsweise durch die Modernisierung des Bahnstromnetzes oder die Gebäudeoptimierung um 25% gesteigert werden. So werden die ÖBB unabhängiger von externen Energielieferanten und entlasten auch das öffentliche Stromnetz. Dafür investieren die ÖBB bis 2030 1,6 Milliarden Euro.
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